Organisation:
Dr. Isabella Marcinski-Michel, Prof. Dr. Claudia Wiesemann, Forschungsgruppe „Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens“ (DFG 5022)
Veranstaltungsort:
Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
Universitätsmedizin Göttingen
Humboldtallee 36
37073 Göttingen
Das Konzept der Intersektionalität erhält in der internationalen bioethischen Forschung zur Reproduktionsmedizin zunehmend Aufmerksamkeit, wenn auch weiterhin nur marginal. Theorien der Intersektionalität verweisen darauf, dass Ungleichheit produzierende soziale Strukturkategorien - wie Gender, Schicht, Alter, Disability, Race/Ethnizität und LGBTQI+ - ineinander verschränkt sind und in einer Wechselwirkung stehen. Ansätze zur Intersektionalität ermöglichen eine umfassendere Analyse des Einflusses von historisch gewachsenen sozio-politischen Strukturen auf reproduktive Entscheidungen und damit verbundenen ethischen Konflikten.
In der deutschsprachigen Medizinethik stehen Überlegungen zur Reproduktionsmedizin, die mit dem Konzept der Intersektionalität arbeiten, noch am Anfang; hier besteht ein offensichtliches Forschungsdesiderat. Dies birgt das Risiko unvollständiger Analysen bezüglich Fragen der reproduktiven Gerechtigkeit.
Das Konzept der Intersektionalität verweist auch auf die Frage, wer in den Debatten zur Ethik der Reproduktionsmedizin als reproduktives Subjekt adressiert wird - und wer nicht. Welche Vorstellungen guten Lebens und angemessener Zeitlichkeit bezüglich Fortpflanzung werden in der medizinethischen Literatur als Norm gesetzt? Wessen Vorstellungen guten Lebens werden ausgeschlossen, indem sie nicht thematisiert werden oder gar abgewertet?
Im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe „Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens“ wollen wir mit diesem zweitägigen Workshop dazu beitragen, den Stand der gegenwärtigen Debatte zu intersektionalen Perspektiven in der Ethik der Reproduktionsmedizin im deutschsprachigen Raum abzubilden und voranzubringen. Dabei wollen wir normalistische Konzeptionen guten Lebens und angemessener Zeitlichkeit bezüglich Fortpflanzung vergleichend diskutieren sowie die zentralen Hintergrundannahmen in Debatten der Ethik der Reproduktionsmedizin kritisch reflektieren.
Der Workshop findet als Hybridveranstaltung statt. Eine Teilnahme ist in Präsenz am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen sowie online über Zoom möglich. Bitte melden Sie sich bis zum 16.6.23 bei isabella.marcinski-michelmed.uni-goettingende an, mit der Angabe ob eine Teilnahme in Präsenz oder online präferiert wird. Die Vergabe der begrenzten Plätze vor Ort erfolgt nach Reihenfolge der Anmeldungen. Leider ist die Übernahme von Reisekosten nicht möglich.
Programm
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28. 6. 2023
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Ab 13.30 Uhr | Get-together, refreshments |
14.30 Uhrt | Introduction & presentation of the programme |
| Dr. Isabella Marcinski-Michel, Prof. Dr. Claudia Wiesemann |
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Keynotes
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15 Uhr | Prof. Lisa Campo-Engelstein (Texas, via Zoom): “Reproduction, Good Life, and Time from the Perspective of a Queer Bioethics” |
16.00 Uhr | Coffee break |
16.30 Uhr | Prof. Rene Almeling (Yale University): “The Politics of ‘Male’ Reproductive Health” |
19.30 Uhr | Conference Dinner |
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29. 6. 2023
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Ab 9 Uhr | Ankommen und Kaffee |
9.15 Uhr | Dr. Hilkje Hänel (Oldenburg/Potsdam): „Intersektionalitätstheorie im Kontext von Medizinethik - eine materialistische Kritik" |
10 Uhr | Dr. Merle Weßel (Oldenburg): „Die biologische Familie als Grundlage für das gute Leben – Die Rolle von Reproduktion(smedizin) im Rahmen der intersektionalen Sorge“ |
10.45 Uhr | Pause |
11 Uhr | M.A. Agnes Kandlbinder (Zürich): „Chancen und Herausforderungen des Reproductive Justice Frameworks für die moralphilosophische Evaluierung neuer Reproduktionstechnologien am Beispiel des Germline Genome Editing“ |
11.45 Uhr | M.A. Stefanie Weigold (Kiel): „’Who could deny it to them?‘ – Die Ektogestation als selektive Reproduktionstechnologie und deren Implikationen aus feministisch intersektionaler Perspektive“ |
12.30 Uhr | Mittagessen |
13.30 Uhr | Dr. Anika König (Berlin): "Stratifizierte Reproduktion und Reproduktive Stratifizierung in Transnationalen Leihmutterschafts-Arrangements: Eine intersektionale Analyse“ |
14.15 Uhr | Dr. Julia Teschlade (Berlin): „Über die Elternwerdung schwuler Paare durch Tragemutterschaft: Reproduktionspraktiken im Spannungsfeld von Markt und Intimität“ |
15.00 Uhr | Pause |
15.30 Uhr | Dr. Doris Leibetseder/Prof. Dr. Martina Schmidhuber (Basel/Graz): „Reproduktive Gerechtigkeit im Rahmen von Queer und Trans*Reproduktion mit Assistierten Reproduktionstechnologien (ART)“ |
16.15 Uhr | Dr. Julia Zielke (Bielefeld): „’Was für eine Art von Mann und Partner will ich eigentlich sein?‘ Transformationen hegemonialer Männlichkeiten aus einer Zeitlichkeitsperspektive im Kontext von Verhütung“ |
17 Uhr | Pause |
17.15 Uhr | Dr. Lena Barth (Hamburg): „Familie, Elternschaft und das ambigue Leben: Familiengründung durch Samenspende“ |
18 Uhr | Abschlussbemerkungen |
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