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Populäre Narrative des guten Lebens. Wechselverhältnisse von Medizin und Zeitlichkeit im deutschen Fernsehen

Das Teilprojekt untersucht aus Perspektive einer fernsehwissenschaftlich ausgerichteten Neueren deutschen Literatur- und Medienwissenschaft die (massen-) mediale Darstellung und Verhandlung von zeitlichen Vorstellungen guten Lebens im Kontext der Medizin. Wie werden veränderte Zeitvorstellungen angesichts aktueller medizinischer Entwicklungen und individuelle Neuorientierungen im Blick auf ein gelingendes Leben im deutschen linearen Fernsehen und in nicht-linearen Streaming-Angeboten wahrgenommen und televisuell gestaltet? Die genannten Massenmedien bieten sich als Untersuchungsobjekte für die Analyse zeitlicher Orientierungsmuster geradezu an, weil die Frage nach den Bedingungen und (ethischen) Begründungen eines guten Lebens zentraler, expliziter wie impliziter inhaltlicher Bestandteil aller ihrer Formate ist. V.a. aber wird ihnen die Funktion zugeschrieben, in moralisch-diskursiver Hinsicht eine „Medienmedizin“ (Wulff 2001, 247, 258) zu vermitteln. Außerdem dokumentieren und archivieren sie den veränderten Umgang mit der eigenen Lebenszeit, die durch Krankheiten, Erfahrungen des Alterns oder durch medizinische Entwicklungen neu befragt wird; sie tragen sowohl zur interdiskursiven Popularisierung von Wissen als auch zur Normalisierung von Lebens- und Gesellschaftsentwürfen bei, wobei sie ‚Popularität‘ und ‚Normalität‘ zugleich als Effekte medialer Prozesse beobachtbar machen; und bisweilen haben sie aufgrund ihres immersiven Potentials entlastend-therapeutische Funktionen, können aber auch verunsichern. Gerade in den fallbeispielhaften Erzählungen einer solchen Medienmedizin (Narrativisierung) wird die Wechselbeziehung von medizinischer und gesellschaftlicher Veränderung nicht nur besonders deutlich; vielmehr wird sie dort auch aufgrund der massenhaften Adressierung breiter Bevölkerungsschichten ausgehandelt und kulturell wirkmächtig. Der in der leitenden These der FOR angesprochene Zusammenhang zwischen Medizin und Lebenszeit wird so mit Blick auf dessen öffentliche Wahrnehmung im deutschen Fernsehen hin diskutiert und differenziert, ggf. sogar korrigiert. Ausgerichtet am Leitbegriff der Zeitsouveränität untersucht das Teilprojekt alle drei für die FOR thematisch maßgeblichen Anwendungsszenarien, indem es danach fragt, wie sich diese als Form populärer Medizin(-ethik) darstellen. Es steht deshalb im engen Austausch mit den TP 4 (Soziologie/‌Sozialpsychologie) und TP 5 (Ethik der Reproduktionsmedizin) sowie den TP 6 (Allgemeinmedizin) und TP 7 (Ethik der Altersmedizin). Durch die Ausrichtung auf (Krankheits-)Narrative ist das Teilprojekt unmittelbar mit TP 3 (Psychokardiologie) verknüpft. In grundlegender, theoretisch fundierender Hinsicht – also mit Blick auf Fragen der Zeitlichkeit und des guten Lebens – ist es auf eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit TP 1 (Philosophie) angewiesen.

Projektleiter:innen: Prof. Dr. Claudia Stockinger
  Dr. Christian Hißnauer
Studentische Hilfskraft: Isabella Rick