Zentral- und Integrationsprojekt: Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens – Zur Theorie und Methodologie empirisch-hermeneutisch informierter Ethik
Die von der FOR in den Blick genommenen wechselseitigen Beziehungen zwischen Medizin und der Zeitstruktur guten Lebens sind nur in systematischer Verschränkung philosophisch-medizinethischer und empirisch-hermeneutischer Perspektiven angemessen zu untersuchen. Erst in einer solchen multiperspektivischen Herangehensweise zeigen sich die übergreifenden Zusammenhänge zwischen scheinbar disparaten Fragen des Umgangs mit chronischen Erkrankungen, der Planung und Steuerung von Fortpflanzung oder der Gesundheitsversorgung im Alter, die üblicherweise in ganz unterschiedlichen medizinischen und lebensgeschichtlichen Handlungszusammenhängen verhandelt werden. Dabei ist eine grundlegende theoretische und methodologische Verständigung über die verschiedenen involvierten disziplinären Ansätze, Fragestellungen und Vorgehensweisen sowie die relevanten sozialen Akteursperspektiven von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung eines umfassenden und differenzierten Bildes der zeitlichen Bedingungen guten Lebens im Horizont der modernen Medizin.
Vor diesem Hintergrund verfolgt das Zentral- und Integrationsprojekt (ZIP) drei Ziele: Erstens strebt es eine begrifflich-konzeptionelle Verknüpfung philosophischer Perspektiven des guten Lebens mit verwandten Begrifflichkeiten aus Sozial-, Kultur- und Gesundheitswissenschaften an. Zweitens verfolgt es eine diachrone Synthese der verschiedenen untersuchten Lebensphasen und medizinischen Praxisfelder mit Blick auf den gesamten Lebensverlauf. Drittens schließlich soll das ZIP dazu beitragen, philosophische und medizinethische Reflexionen auf das gute Leben in der Zeit mit entsprechenden empirischen sozial- und medienkulturwissenschaftlichen Analysen lebensweltlicher Orientierungen und medialer Narrative in einer theoretisch-methodologisch reflektierten Verbindung von Ethik und Empirie zusammenzuführen, um sie für die verschiedenen Fächer und insbesondere für die Medizin anschlussfähig zu machen. Es trägt auf diese Weise wesentlich zur systematischen Integration, Synthese und Fortentwicklung der interdisziplinären Zusammenarbeit bei. Die Zusammenschau der verschiedenen medizinischen Anwendungsfelder und biographischen Kontexte der Psychokardiologie, Reproduktionsmedizin und Altersmedizin soll übergreifende begriffliche, theoretische und methodologische Perspektiven einer Ethik der Zeitstrukturen guten Lebens im Horizont der modernen Medizin eröffnen. Dabei sind in der Reflexion des gemeinsamen Forschungsprozesses auch theoretisch-methodologische Anforderungen dieser Art interdisziplinärer Forschung an der Schnittstelle von Ethik und Sozial-, Kultur- und Gesundheitswissenschaften zu formulieren. Schließlich soll das ZIP darauf hinwirken, dass von der FOR Anregungen für eine öffentliche Verständigung über zeitliche Bedingungen eines guten Lebens im Horizont medizinischer Möglichkeiten ausgehen.
Projektleiter:innen: | Prof. Dr. Claudia Wiesemann |
Prof. Dr. Mark Schweda | |
Projektmitarbeiterin: | Dr. Sonja Deppe |
Assoziierter Projekmitarbeiter: | Dr. med. Clemens Miller |
Studentische Hilfskraft: | Kevin Kepa B.A. |